Archiv von Přemysl Pitter und Olga Fierz
Ohne Liebe, ohne Menschlichkeit, ohne Mitgefühl des Menschen für den Menschen hat nichts Bestand.
Přemysl Pitter

Persönlichkeiten

P. Pitter war während seines aktiven Lebens in Kontakt bzw. Kooperation mit einer Reihe von Persönlichkeiten aus dem deutschen Milieu und jenen, die sich mit tschechisch-deutschen Beziehungen  befassten.

Heinrich Groag (1893–1973) – ein deutscher Rechtsanwalt aus Brünn aus einer assimilierten jüdischen Familie, der sich in der Zwischenkriegzeit in der deutschen Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei sowie in der Internationalen Pazifistischen Bewegung engagierte und Wehrdienstverweigerer verteidigte.

Emanuel Rádl (1873–1942)

Ein bedeutender tschechischer Biologe, Philosoph und Denker. Er hatte an der Prager Karlsuniversität Biologie studiert, war Gymnasialprofessor und später Dozent für Zoologie. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts begann er sich mehr für Philosophie, öffentliche Angelegenheiten und Religion zu interessieren. 1919 wurde er zum Professor für Naturphilosophie und Geschichte der Naturwissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität ernannt. 

Er war ein Verfechter von Masaryks politischem Realismus und gründete 1919 gemeinsam mit Zdeněk Nejedlý den Realistischen Klub (später trennten sich ihre weltanschaulichen Wege). Er hielt Vorlesungen und publizierte etliche Broschüren und Artikel zu aktuellen gesellschaftlichen Themen wie soziale und nationale Gerechtigkeit und Demokratiebegriff, gegen Rassentheorien und Antisemitismus und zur Verteidigung der westlichen Auffassung von menschlicher Freiheit. Er kooperierte mit der christlichen Organisation YMCA. Er war Gründer der Tschechoslowakischen Liga für Menschenrechte. In dem Buch „Krieg der Tschechen mit den Deutschen“ (1928) kritisierte er den modernen Nationalismus, sowohl der tschechischen als auch der deutschen Seite und die Nationalitätenpolitik der ČSR gegenüber der deutschen Minderheit.

Ende der dreißiger Jahre erkrankte Rádl schwer und nahm nur noch sporadisch am öffentlichen Leben teil. Sein philosophisches Testament blieb der unter den Bedingungen der schweren Krankheit geschriebene Text „Trost aus der Philosophie“ (1942 geschrieben, 1946 herausgegeben).

Ferdinand Seibt (1927–2003)

Ein deutscher Historiker und Publizist, geboren in Nordböhmen. Nach dem zweiten Weltkrieg musste er die Tschechoslowakei verlassen. Er studierte in Deutschland Geschichte und wirkte ab 1969 als Professor für Geschichte des Mittelalters an der Ruhruniversität in Bochum. Seit 1980 war er Vorsitzender des wissenschaftlichen Instituts Collegium Carolinum, das sich als einziges in Deutschland ausschließlich mit der Geschichte und Kultur der böhmischen Länder befasst. In vielen Büchern und einer langen Reihe von Studien und Artikeln befasst sich Ferdinand Seibt mit der Entwicklung der tschechischen Länder im Verlauf vieler Jahrhunderte bis zur Gegenwart und auch mit dem oft konfliktreichen Zusammenleben von Tschechen und Deutschen auf gemeinsamem Boden. Aus seinen Werken spricht ein humanistischer Geist der Toleranz und gegenseitigen Verstehens. Er wirkte auch in der Vereinigung Ackermann-Gemeinde, wo er  mit Přemysl Pitter in Kontakt kam.

Friedrich Siegmund-Schultze (1885–1969) – deutscher evangelischer Theologe und Pazifist

Emil Schieche (1901–1985) – deutsch-böhmischer protestantischer Historiker

Hans Schütz (1901–1982) – deutsch-böhmischer und deutscher christlich-sozialer Politiker, Vertreter des Aktivismus, stand nach dem 2. Weltkrieg in Bayern an der Wiege der CSU und gründete 1946 die Ackermann-Gemeinde, deren erster Vorsitzender er wurde.

Heinrich Tutsch (1893–1931) – deutsch-böhmischer Pazifist, Sekretär der deutschen Zweigstelle der studentischen YMCA, Mitarbeiter des Neuen Jerusalem, Esperantist, Artikel über seinen Tod: Sbratření VII, 1931, Nr. 10 (70.), S. 7, Artikel über den tschechisch-deutschen Jugendaustausch: Sbratření VII, 1931, Nr. 8. (68.), S. 4-6; Heinrich Tutsch und seine Arbeit unter den Studenten: Sbratření VIII, 1932, Nr. 3. (73.), S. 5

Nach Heinrich Tutschs Tod nahm dessen Gattin Elsa Tutsch am Jugendaustausch teil, s. Tagebücher des Milíč-Hauses: Ferien 1937 – auf deutschem Boden um die Sprache zu erlernen – V. Jeřábková, O. Pitráková, die Plätze vermittelte der Internationale Jugenddienst (Frau Tutsch).

Johannes Ude (1874–1965) – katholischer Priester, Vegetarier, Pazifist, von Anfang an Befürworter des Hitlerregimes, nach der Reichskristallnacht dessen Gegner, PP besuchte ihn nach dem Anschluss Österreichs, wobei er mit ihm eine Polemik über den Nationalsozialismus  hatte (s Sbratření 1938, Eindrücke aus dem heutigen Österreich) – eine Erwähnung und Foto in Sbratření VII, 1931, Nr. 9 (69.), S. 2-5, Aus den Briefen von Dr. J. Ude und Přemysl Pitter: Sbratření VI, 1930, Nr. 9 (57.), S. 5, …

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