Lebenslauf von P. Pitter
Přemysl Pitter (1895 – 1976) wirkte in der Zwischenkriegszeit unter armen Kindern im Prager Stadtteil Žižkov. Mit Hilfe von Freunden baute er das Milíč-Haus, eine Einrichtung für außerschulische Aktivitäten der Kinder. Außerdem engagierte er sich in der Friedensbewegung und publizierte in verschiedenen Zeitschriften einschließlich der von ihm selbst herausgegebenen Zeitschrift Sbratření (Verbrüderung).
Während des Zweiten Weltkriegs half er jüdischen Familien und nach Kriegsende organisierte er die sog. „Aktion Schlösser“, dank derer in Sanatorien in der Nähe Prags hunderte von Kindern gerettet wurden - jüdische, die aus Konzentrationslagern kamen und deutsche Kinder aus tschechischen Internierungslagern. Vielen Kindern half er ihre verlorenen Angehörigen zu finden. 1951 war Pitter gezwungen zu emigrieren. Lange Jahre wirkte er im deutschen Flüchtlingslager Valka, kooperierte mit Radio Freies Europa und schrieb für Exilzeitschriften.
Die letzten Lebensjahre verbrachte er in der Schweiz, wo er die „Jan Hus-Gemeinde der Tschechen und Slowaken“ in Zürich gründete und die Zeitschrift „Hovory s pisateli“ (Gespräche mit Schreibern) herausgab.
Die Tätigkeiten von Přemysl Pitter wurden mit bedeutsamen Auszeichnungen gewürdigt – er erhielt eine offizielle Anerkennung durch die israelische Regierung, das deutsche Bundesverdienstkreuz I. Klasse, ein Ehrendoktorat für Theologie von der Zürcher Universität, eine Medaille in memoriam von der sudetendeutschen „Johannes Mathesius Gesellschaft evangelischer Christen“ und ebenso postum den tschechischen T. G. Masaryk-Orden. Die Generalversammlung der UNESCO listete den 100. Geburtstag des bedeutenden tschechischen Pädagogen, Pazifisten, christlichen Denkers und Humanisten Přemysl Pitter (1895 – 1976) im Verzeichnis der kulturellen Gedenktage 1995.
Lebenslaufdaten von P. Pitter:
- DE - Grundinformationen Pitter (auf Deutsch)
Soldat im Ersten Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 war nicht nur der bis dahin größte Krieg der Geschichte, sondern auch eine militärische, politische und soziale Zäsur zwischen dem „langen“ 19. und dem 20. Jahrhundert. Während dieses Krieges und vor allem danach veränderte sich die damalige Welt der alten Kaiserreiche und Monarchien in eine Welt kleinerer nationaler Republiken und totalitärer Staaten.
Auch das Denken der Menschen veränderte sich, weil sie solchem Grauen des Krieges, Epidemien und allgegenwärtigem Mangel ausgesetzt waren, wie es Europa bis dahin nicht erlebt hatte. Am schlimmsten gezeichnet waren die Soldaten, die in diesem Krieg gekämpft hatten. Dank der technischen Entwicklung entstanden nämlich vor und auch während des Krieges Waffen, die Menschen zu hunderten töten konnten (Maschinengewehre, moderne Kanonen, Kampfgase, Panzer usw.). Die Soldaten wurden daher oft sinnlos auf die Schlachtbank geschickt, und wenn sie überlebten, so waren sie durch ihre Erlebnisse für den Rest ihres Lebens gezeichnet. Viele kamen als geistige und physische Krüppel zurück und hatten Schwierigkeiten sich wieder in ein normales Leben einzugliedern.
Der Krieg veränderte auch das Leben von P. Pitter. Paradoxerweise ging er als tief gläubiger Mensch daraus hervor, der sich entschloss sein ganzes Leben dem Engagement für andere Menschen zu widmen.
Lebenslauf O. Fierz
Olga Fierz (1900 – 1990) wurde in der Schweiz geboren. Sie studierte am Lehrerseminar und wirkte zunächst als Hauslehrerin, später arbeitete sie in einem englischen Mädchenpensionat.
1926 lernte sie bei einer Konferenz für internationalen Frieden Přemysl Pitter kennen, folgte ihm nach Prag und wurde seine lebenslange Mitarbeiterin. Sie widmete sich den Kindern im Milíč-Haus, organisierte gemeinsam mit Pitter die „Aktion Schlösser“ und arbeitete mit den Flüchtlingen im Lager Valka. Nach dem Tod von P. Pitter übernahm sie die Herausgabe der Zeitschrift „Hovory s pisateli“ (Gespräche mit Schreibern).
Olga Fierz erhielt zahlreiche Auszeichnungen - eine Ehrenurkunde von der jüdischen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, die israelische Auszeichnung mit der Medaille der Gerechten und einen Baum in der Allee der Gerechten in der Gedenkstätte Yad Vashem, postum eine Ehrenurkunde vom tschechischen Minister für Schulwesen, Jugend und Sport, sowie die Verdienstmedaille I. Klasse.
Lebenslaufdaten von O. Fierz: